Sabine Eilers

Uncategorized 17/02/2017

Man muss kreativ arbeiten, sich selbst treu bleiben und zugleich wirtschaftlich denken

Zu Besuch in der Designerie in der Brückenstrasse. Wir kennen uns schon eine ganze Weile. Anfangs, noch im Atelierfrankfurt, war es zunächst noch kein Thema für Sabine Eilers einen eigenen Laden zu eröffnen. Dann ist sie umgezogen. Zunächst in die Innenstadt, in die Klingerstrasse, und dann weiter in die Brückenstrasse in Sachsenhausen. ‚Die Zeit war reif es mal auszuprobieren. Ich habe viele alte Stoffe und brauche einfach viel Platz. Der Laden in der Klingerstasse war hell, zentral und hatte in großes Lager.’ Was hat sich verändert mit dem Umzug in die Brückenstrasse? Kommt ein anderes Publikum? ‚Ja auf jeden Fall. In der Klingerstrasse gab es kein Laufpublikum trotz der zentralen Lage. Als erster Schritt war das okay. Und dann war zufällig der kleine Laden in der Brückenstrasse zu vermieten. Der Laden wird gut angenommen. Aber es ist etwas ganz anderes, auf jeden Fall. Und manchmal trauere ich der alten Zeit auch ein bisschen hinterher, weil ich viel freier war. Ich bin jetzt an die Öffnungszeiten gebunden, das fällt mir manchmal schwer.’

Ich bin kein planender Mensch. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Ich glaube, dass ich eine gute Intuition dafür habe, was wann richtig ist

Wie wurde die Designerie geboren? ‚Wahrscheinlich, als ich 12 Jahre alt war und begonnen habe zu nähen. Meine Mutter hat viele ihrer Kleider selbst genäht und mir das nähen beigebracht.’ Und dann hat Sabine Eilers, und das verbindet sie mit vielen anderen Kolleginnen aus dem kreativen Bereich, einige Umwege gemacht: Architektur studiert, als Architektin gearbeitet, Künstlerstudios gemanagt, Bühnenbilder entworfen. Ihren Sinn für den Raum, den spürt man noch, wenn man ihren Laden betritt.

Angefangen hat sie mit Kindersachen. Kleidung aus Vintagestoffen. Die sind inzwischen im Schrank verschwunden. Im Laden hängt jetzt eine Kollektion aus Damenkleidern, Röcken und Oberteilen. Wie entstehen die neuen Schnitte? ‚Mein erstes Modell bin immer ich selbst. Die Schnitte entstehen im Kopf. Ich lasse mich inspirieren, auf der Straße, im Internet. Und dann probiere ich so lange aus, bis es passt. Viele Ideen werden natürlich auch wieder verworfen, bevor sie in die Produktion gehen.’ Heute trägt Sabine Eilers ein schlichtes Etuikleid aus lila Filz. Auch das ein Schnitt, der wie viele ihrer Schnitte als Sommer- wie als Winterkleid funktioniert. Überhaupt, das ist ihre Philosophie: Die Schnitte sind schlicht und halten die bunten Farben und Muster und ungewöhnlichen Materialien aus. Sie sind sehr wandelbar.

Drei wesentliche Merkmale zeichnen die Arbeit von Sabine Eilers von Anfang an aus: Sie arbeitet vorwiegend mit Vintagestoffen. Auffallende Stoffe, in bunten Farben und schrillen Mustern, die sie von überall zusammenträgt. Sie arbeitet mit wenigen Schnitten, die schlicht und zeitlos sind. Und sie näht alles selbst. Das ist bis heute konsequent so geblieben. Nur das Angebot der Stoffe hat sie erweitert: Es gibt jetzt auch neue Stoffe im Angebot. Die Auswahl ist vielfältiger geworden. Zum Beispiel ein Kleid aus einem neuen Stoff mit Gürtel oder Taschen aus gemusterten Vintagestoffen. Kleine verspielte Details, die den Charme der Kollektion ausmachen.

In Frankfurt bleibt man aus Versehen

Die Stadt Frankfurt ist ein großes Thema in unserem Gespräch. Vielleicht weil Sabine selbst keine gebürtige Frankfurterin, sondern Hamburgerin ist. ‚Nach Frankfurt kommen die Leute zum arbeiten. Es ist ein Problem, dass viele Leute nur temporär hier sind, es passiert zu wenig substantiell kreatives, was die Stadt voranbringt.’ Das betrifft nicht nur die kreative Szene. ‚Wie verhalte ich mich in der Stadt, in der ich wohne? Will ich etwas bewegen, will ich etwas gestalten, oder will ich nur eine gute Zeit dort verleben?’

Ist Frankfurt eine attraktive Adresse für die Mode? ‚Das Angebot ist überschaubar, es gibt wenig Konkurrenz, aber leider auch entsprechend weniger Publikum. Auch das Angebot meiner Stoffe habe ich inzwischen der Nachfrage in Frankfurt angepasst. Weniger bunt, gedecktere Farben. Kaum jemand traut sich was, Frankfurt ist keine mutige Stadt. Ich bekomme oft zu hören man könne meine Kleider nicht im Büro anziehen. Das ist eine schlimme Aussage für eine Stadt. Es zeigt, dass man nur hier ist, um zu arbeiten.’

Wenn im Laden wenig Publikum kommt, muss man sich schon sehr stark selbst motivieren, dass das alles toll ist was man hier so macht

Wie alle Kolleginnen stelle ich auch Sabine Eilers die Frage: Was ist für Dich Erfolg? ‚Ich messe meinen Erfolg in Etappen. Ich stecke mir kleine Ziele, die ich auch erreichen kann. Nach dem Umzug in die Brückenstrasse heißt das: Kriege ich das hin, die Miete für den Laden, die Messen, die Konzentration auf die wenigen Modelle für Damen. Es gelingt mir immer mehr, wirtschaftlicher zu denken. Auch wenn es manchmal schmerzt. Und ich muss sagen, ja es funktioniert. Und das ist mein persönlicher Erfolg.’ Der eigenen Idee treu zu bleiben und dennoch wirtschaftlich zu denken. Keineswegs selbstverständlich im kreativen Milieu.

Qualität ist ein großes Thema für Sabine Eilers. Bis heute näht sie jedes einzelne Kleid selbst. Die Kleidungsstücke in Produktion zu geben, ist überhaupt kein Thema. ‚Da hängen viele Stunden Arbeit auf dem Bügel’. sagt Sandra Mann, die inzwischen gekommen ist um die Fotos zu machen. Wir rücken Möbel, positionieren Kleiderpuppen und essen Kreppel vom Bäcker Ernst. ‚Du brauchst keine Kunden, brauchst Fans’ hat mal jemand zu Ihr gesagt. Sabine Eilers arbeitet mit einer Konsequenz an ihrem Label, das es Spaß macht immer wieder zu kommen, zu beobachten wie aus den Anfängen mit ersten Schnitten langsam eine Kollektion heran gewachsen ist.

http://designerie-frankfurt.de/

weitere Porträts: http://frankfurter-kranz.de/journal/

Foto: (c) Sandra Mann